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„Du bist der Raum…“

Benedikt Maria Trappen

Was hat einer, der zwölf Jahre als buddhistischer Mönch in Thailand, Sri Lanka und Europa gelebt, Meditation und Achtsamkeitstraining unter verschiedenen Lehrern der thailändischen Waldtradition geübt hat, ins weltliche Leben zurückgekehrt und Vater geworden ist, eine Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie abgeschlossen hat und seit 2008 Seminare und Beratung anbietet zu sagen oder vielmehr zu schreiben? Eigentlich nichts, wie er selbst weiß, denn „Worte werden’s niemals treffen“. Und doch, berichtet er, kamen 2020 „Worte angeflogen“ und er musste sie aufschreiben. Inspiriert von Rap-Musik, die sein Sohn Samuel hörte, entstanden gereimte Zeilen aus der Stille, von denen einige bereits gesprochen als Worte der Stille auf CD veröffentlicht wurden.

Den Hörer oder die Leserin, so die Hoffnung, können sie vielleicht inspirieren, Impulse geben, den Blick auf sich selbst und das Leben zu ändern, zur Brücke werden zu der jedem innewohnenden Freude und Weisheit. Der Autor, dem, wie er in einem Gedicht für seinen Sohn schreibt, sich einmal in einem Gipfelerlebnis „ein großes Bild eröffnet“ hat in dem er „all die Zusammenhänge“ gesehen hat, versteht sich als Sprachrohr für das Geschriebene und versichert dem Leser, dass, auch wenn er das Gesagte „manchmal gar nicht hören“ will, seine Worte es „immer gut“ mit ihm meinen. Eine Einladung an jeden, der Fragen hat und Antworten sucht, sich entspannt und vertrauensvoll einzulassen.

Wer die Tradition kennt, findet altbekannte Weisheiten wieder: Alles ist, wie es ist. Das Leben ist ein Spiel, in dem nichts sicher ist, nichts bleibt und nichts wirklich wichtig ist. Niemand kann es sagen, niemand versteht es. Nur der Augenblick ist wirklich, Hingabe an das Hier und Jetzt. Wenn Denken und Wollen, Begehren und Vermeiden aufhören, öffnet sich der Raum der Leere, die Freiheit und offene Weite ist. Und anstelle des kleinen engen begrenzten Ich gibt es niemand mehr, der lebt…

Auch, wenn der erste Adressat jedes Autors er selbst, Schreiben immer auch Selbstansprache, Aufruf, Selbstmitteilung ist, bleibt doch die Möglichkeit und Hoffnung, dass Worte auch für andere bedeutsam, Zeichen, Wegweiser werden, Resonanz auslösen. Wissen ist nicht das, worum es geht. Die unsichtbare Quelle, der Raum, in dem alles strömt, spielt, funkelt, scheint, ist unsagbar, aber erfahrbar.

Matthias Dhammavaro Jordan: Du bist der Raum in dem die Welt tanzt. Gedichte und Betrachtungen. ISBN 978-3756210473, Norderstedt 2022, 170 S., 11.90 €