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Individualität und Harmonie

Lama Anagarika Govinda

Wichtiger als den Nachweis zu erbringen, dass alle Religionen denselben Gott meinen, wäre es, zu zeigen, dass jeder Mensch einen andern Gott erlebt und dass gerade die Andersheit das ist, was das lebendige Wesen vom Automaten und den erlebten Gott vom gedachten Begriff unterscheidet.

Und wie eine Harmonie niemals aus einer Vielzahl gleicher, wohl aber aus einer Vielzahl ungleicher, in innerer Beziehung stehender Töne sich bilden kann, so entsteht aus der Vielheit der Götter die Harmonie der Welt.

Ebenso aber, wie die Harmonie der Töne nie ein Seiendes, sondern stets ein Werdendes ist, so besteht die Harmonie der Welt nur im Werden (im Streben zur Einheit), nicht aber im Sein (in einer gewordenen, abgeschlossenen und stagnierenden Einheit).

Vollendung ist nur im Individuellen möglich, jedoch jenseits des Nur-Persönlichen.