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Nachgefragt bei Otfried H. Culmann

Otfried H. Culmann, geboren 1949 im südpfälzischen Billigheim, ist ein herausragender Vertreter der surrealistischen und phantastischen Kunst in Deutschland. Ausgebildet in der Meisterschule in Kaiserslautern und Kunstakademien in Stuttgart und München, fand sein Schaffen früh Anerkennung. Schon in den 1970er Jahren wurde er mit der Picasso-Medaille sowie den Johann Christian von Mannlich- und Hans-Purrmann-Preisen ausgezeichnet.

Der in jungen Jahren von Giuseppe Arcimboldo und Hieronymus Bosch angesprochene Culmann fand in der Münchner Akademie seinen Lehrer in dem bedeutenden Surrealisten Marc Zimmermann. Intensiv verkehrte Culmann in Kreisen der Surrealisten und der Wiener Schule des phantastischen Realismus. So pflegte er Kontakte und Freundschaften mit Kollegen wie Salvador Dali, Ernst Fuchs, Arik Brauer und Edgar Jené.

Neben Werken der bildenden Kunst legte Culmann zahlreiche literarische Arbeiten vor, darunter die phantastischen Romane Der Mann mit der Arena im Kopf (1981) und Unsichtbare Zimmer (1986), seine Expedition ins Labyrinth (2012) sowie surrealistische Monographien zu Paris (2013) und Rom (2016).

Im Sinn des Surrealismus André Bretons, in dem Gruppen von Künstlern eine wichtige Rolle spielten, engagiert Otfried H. Culmann sich seit Jahrzehnten für eine Vernetzung phantastischer Künstler, etwa durch die „LABYRINTHE – Gesellschaft für phantastische und visionäre Künste“ und durch zahlreiche von ihm kuratierte Ausstellungen wie die legendäre Biennale art imaginär im Herrenhof Mußbach-Neustadt.

Besucher aus aller Welt zieht in den vergangenen Jahren Culmanns Traumgarten beim Geburtshaus des Künstlers in Billigheim an. Dieses eindrucksvolle Ensemble aus Skulpturen, Monomenten phantastischer Architektur und Mosaiken aus Keramik wird vom Künstler ständig erweitert.

Culmanns 2020 erschienene Memoiren eines Phantasten lassen den Leser an einem im wahren Sinn des Wortes phantastischen Künstlerleben voller interessanter Begegnungen und Einsichten teilhaben.

Weitere Informationen zum Künstler finden sich in seinem Internetauftritt.

Was beschäftigt Sie gerade?

Meine Bilder, auf denen ich große Menschenansammlungen male. Ein Buch, das ich über Außenseiter-Künstler herausbringen will und ein bizarrer Mauerblickfang, den ich in unserem Traumgarten errichten will.

An welchem Ort wären Sie jetzt am liebsten?

In Paris, aber bei warmem Wetter.

Sehen Sie eine vordringliche Aufgabe in Ihrem Leben?

Ein wundervolles bizarres Museum, ein Mekka für die Phantastische Kunst zu errichten.

Hat ein Buch Sie geprägt, erschüttert oder Ihr Denken und Tun beeinflusst?

Die Welt als Labyrinth von Gustav René Hocke und Der Surrealismus von Maurice Nadeau.

Welche Musik spielt in Ihrem Leben eine Rolle?

Die Musik der Beatles, der Rolling Stones, von Bob Dylan, bretonische Folklore, klassische Musik von Vivaldi.

Gibt es Menschen, die Sie als Vorbilder sehen?

Den Briefträger und Erbauer des Palais idéal Ferdinand Cheval.

Was bedeutet Ihnen die Bildende Kunst?

Steht an erster Stelle – zumal ich schon immer davon gelebt habe.

Welches historische Ereignis ragt aus Ihrer Sicht besonders heraus?

Die Entwicklung des Computers, der eine vielfältige Kommunikation und Arbeit ermöglicht.

Gibt es Werte, die wir bewahren sollten?

Es gibt zu viele humanistische Werte, als dass ich diese hier aufzählen könnte. 

Was wollen Sie abschaffen oder verändern?

Die Documenta in Kassel würde ich abschaffen und stattdessen eine Documenta der Kunst der Imagination und Phantasie schaffen. Außerdem: alle Waffen abschaffen.

Hat das Leben einen Sinn?

Ich versuche ihm durch meine Arbeit einen Sinn zu geben. Alles andere ist Spekulation.

Was löst bei Ihnen der Gedanke an den Tod aus?

Ich schiebe diesen Gedanken weit vor mir her und erschrecke ständig über die Krankheits- und Todesnachrichten in meinem Umfeld…. und denke, hoffentlich trifft es mich noch lange nicht. Ich muss dabei immer an die Fliege denken, die ständig an der Fensterscheibe abprallt, weil sie nicht begreift, dass sie da nicht durchkommt. Ich komme mir vor wie die Fliege, denn unser Gehirn kann nur ein Minimum vom Kosmos und vom Menschen darin verstehen, alles andere ist unverständlich – wie die Ewigkeit!