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Mittel und Zwecke

Lama Anagarika Govinda

Es ist nicht der Zweck, der die Mittel heiligt, sondern die Mittel sind es, die die Natur des Zweckes und Zieles bestimmen. Jede Aktion schafft ihre Reaktion, nicht nur im Äußeren, sondern weit noch mehr im Inneren. Jede Tat hinterlässt ihre Spuren im Täter. Hierin liegt die Macht der wirksamen Tat (Karma), nicht in einer äußeren vom Täter unabhängigen Gesetzmäßigkeit oder einer göttlichen „Gerechtigkeit“, deren Konzeption mehr mit menschlicher Rachsüchtigkeit als den Qualitäten eines allmächtigen Gottes zu tun hat.

Die Mittel, die wir zur Erreichung unserer Ziele anwenden, wirken somit direkt auf den Täter zurück und nehmen durch stetige Wiederholung ein Eigenleben an, das stärker ist als das ursprüngliche Motiv der Zielverfolgung.

Was wir auch erreichen wollen, sofern die Mittel nicht dem Ziel angemessen sind, betrügen wir uns nur selbst, wie jene, die mit Feuer und Schwert die Religion der Liebe zu verbreiten suchten und in der Barbarei der Intoleranz und des Hasses endeten.

Die fordernde Kraft unmittelbarer Taten (und dazu gehören auch unsere Emotionen und Gedanken) ist größer als die eines fernen Zweckes oder eines vernunftmäßig angestrebten Zieles. Ein gutes Ziel kann nie mit schlechten Mitteln erreicht werden, während gute Mittel selbst ein geringes Ziel veredeln.

Es ist die Form, die dem Geist Kraft gibt, denn sie ist das stabilisierende Element in der Bewegung. Der ungeformte Geist hat weder Sinn noch Macht. Aber wo immer vollkommene Form ist, da entsteht ein Zentrum schöpferischer Kraft, oder sinnvoller Tätigkeit.