Thomas Wolter
François Maher Presley hat viele Gesichter. Als Schriftsteller ist er bekannt für Romane wie Gedanken zum Strand (2018). Als Fotograf machte er sich mit Bildbänden wie Indien. Farben und Gesichter (2017) einen Namen. Als gesellschaftspolitischen Denker kennt man ihn durch Werke wie Mit Deutschland im Wandel (2013) und Islam und Deutschland. Tor des Islamismus in die westliche Welt? (2015). Als Philanthrop ermöglichte er Tausenden Kindern besonders in Mittelsachsen Zugänge zur Welt der Kunst und Kultur.
Wie Judita Habermann in einem Artikel mit dem Titel François Maher Presley und die Normen schrieb, ist es eines der Grundanliegen seines reichhaltigen Schaffens, etwas dagegen zu tun, dass „wir allzu oft andere für uns denken, Vorkehrungen treffen und Regeln setzen lassen.“ Dazu gehört als Haltung, dass Presley jede Form des Totalitarismus und der Ausgrenzung strikt ablehnt und kritisiert.
Sein kompromissloser Weg der Menschlichkeit begann für den in Kuweit Geborenen, der aus einer syrischen Familie stammt, schon in der Kindheit. Als Elfjährigen rissen ihn seine Mutter und ein Onkel in Damaskus von der Straße und hielten ihm den Mund zu, weil er lautstark für das Existenzrecht Israels eintrat. Als aus dem syrischen Kind – nach einem Studium mit Stipendium der Hochbegabtenförderung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit – ein beachteter deutscher Autor wurde, hielt dieser am eingeschlagenen Weg fest.
Dieser Weg führte schließlich zur Stiftung der François Maher Presley Stiftung für Kunst und Kultur. Der Stifter verstand diese der Präambel ihrer Satzung zufolge „als eine ‚Rückgabe‘ dessen, was François Maher Presley nach dem Zuzug in seine neue Heimat Deutschland an Aufmerksamkeit, Hilfe, Bildung und künstlerischen Möglichkeiten erhalten hat, ein Leben auf Basis einer demokratischen Grundordnung, dem Respekt vor Menschenrechten sowie Rechtsstaatlichkeit, ihm mit alledem Zukunftshoffnung bietend und dabei Rücksicht nehmend auf seine Herkunft, Fähigkeiten und Eigenschaften. Sinn der Stiftung ist es also, diese ihm geliehenen Möglichkeiten, ein Leben selbstbestimmt und auf Basis der deutschen und europäischen Kunst und Kultur gestalten zu können, nun zurück und weiter zu reichen.“
Von zentraler Bedeutung für die Bewahrung von Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit ist das Wachhalten der Erinnerung an finstere Zeiten, als solche Werte in Deutschland nicht mehr beachtet wurden. Gegen das Vergessen heißt darum eine Wanderausstellung über das Konzentrationslager Buchenwald, welche die François Maher Presleys Stiftung für Kunst und Kultur seit November 2020 bis Juli 2022 in zahlreichen Städten und Gemeinden zeigt. Wichtige Anliegen über das Medium der Ausstellung zu vermitteln, liegt für Presley nahe, der in der Vergangenheit insbesondere in Hamburg 120 Kunstaustellungen mit hochkarätigen Künstlern wie Joseph Beuys und Alfred Hrdlicka veranstaltete.
Die Ausstellung Gegen das Vergessen, zu der auch ein 244 Seiten starkes Begleitbuch erschien, präsentiert Zeichnungen von Thomas Geve und Fotografien von Alfred Stüber.
Unter den fast eintausend Kindern und Jugendlichen, die 1945 im Konzentrationslager Buchenwald befreit wurden, war der damals 15-jährige Geve. Der Junge hatte bereits eine Odyssee hinter sich, die ihn auch nach Auschwitz führte, wo seine Mutter ermordet wurde. In der Zeit nach der Befreiung, als er stark geschwächt Buchenwald noch nicht verlassen konnte, verarbeitete er seine schrecklichen Erfahrungen durch Zeichnungen, von denen in jener Zeit mehr als siebzig entstanden. Minutiös hielt er fest, wie er das Lager und die Gewalt der Wachmannschaften sah und erlebte. Geve musste während seiner Gefangenschaft beim Bau an einer Munitionsfabrik und von Bunkern arbeiten. Wieder in Freiheit erwarb der 1929 als Stefan Cohn Geborene in England einen Schulabschluss und absolvierte ein technisches Hochschulstudium in London. Ab 1950 war er in Israel als Ingenieur tätig.
Alfred Stüber (1904-1981) war als ein Angehöriger der Zeugen Jehovas, die das NS-Regime entschieden ablehnten, in Buchenwald gefangen. Unmittelbar nach der Befreiung des Lagers dokumentierte Stüber im Auftrag des Internationalen Lagerkomitees in zahlreichen Fotos die elenden Zustände im Konzentrationslager.
Indem François Maher Presley und seine Stiftung die mahnende Hinterlassenschaft dieser beiden Männer einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen, leisten sie erneut einen wertvollen Beitrag wider das Vergessen und lassen deutlich werden, wie kostbar die Güter der Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte für uns alle sind.
Anmerkung der Redaktion: Die Orte und Termine der Wanderausstellung finden sich auf dem Internet-Auftritt der François Maher Presley Stiftung für Kunst und Kultur.