Benedikt Maria Trappen
LINDENNACHT
Abend war’s eben noch und schon wird es Nacht.
Durchdrungen von allem geht ein wahrer Mensch seinen Weg.
Die Sprache spricht in der Stille.
Dass es Sinn gibt, kirchenglaubenfern.
Dass der Mensch Mensch nur werden kann,
nicht aber bleibt.
Dass Schönheit ist und Liebe, unermesslich, wie das Leid.
Das Negativ in uns.
Jedes Gedicht ein Abzug, das Dunkel kehrend ins Licht.
DICHTER SEIN
Wer du bist, Dichter?
Die Briefe, die du geschrieben hast.
Auch das Schweigen zwischen den Zeilen.
Die Ruhelosigkeit. Und das endlich gefundene Wort,
das vorläufige, immer wieder.
Trost und Wärme, die du spenden konntest
und die Hoffnung, die du anderen warst.
Deine Achtsamkeit, dein wacher Blick, der
Mensch und Welt sein lässt, was sie sind.
Auch das Aufrichten der Bedrängten und Bedrückten.
Deine kindliche Freude am Leben und am Schönen.
Vor allem: Deine Liebe. Und dein Widerstand.
Und die Fahrten mit dem kranken Nachbarn in die ferne Stadt.
Dein Gedicht bist du und dessen Grund.
Und doch bist du es nicht, was
all das in dir wirkt, durch dich.
WENN WIEDER EINE WENDE KOMMT
„Wenn wieder eine Wende kommt…“
(aus einem anonymen Brief an Reiner Kunze vom 15.06.1995)
Wenn wieder eine Wende kommt,
kommt zu uns.
Wir werden dem lied der
laubfrösche lauschen,
Jasmintee trinken,
Und was vom Baum des Lebens fiel
häuft Stille an,
die Erde fürs Gedicht.
Wenn wieder eine Wende kommt,
kommt zu uns
Die Tür öffnet sich immer noch
nach innen.
(Foto: Pressestelle der Stadt Memmingen)