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88 Jahre Ārya Maitreya Maṇḍala, 1933-2021

Thomas Wolter

Am 14. Oktober 2021 werden genau 88 Jahre vergangen sein, seit Lama Anagarika Govinda in dem nordindischen Himalaja-Ort Darjeeling 1933 das Ārya Maitreya Maṇḍala gründete. Aus diesem Anlass erscheint zusätzlich zu internen Aktivitäten zum Jubiläum im Oktober eine Publikation in der Edition Habermann, die der Geschichte und den Perspektiven des Ārya Maitreya Maṇḍala gewidmet ist.

Lama Govinda, der als Autor des Buchs Der Weg der Weißen Wolken in den 1960er Jahren weltweit bekannt wurde, verstand seine Gründung als einen aus buddhistischem Geist inspirierten Orden neuen Stils, der sich nicht an Dogmen der Vergangenheit klammert, sondern für Veränderungen offen bleibt. Diesem Geist des Wandels war Govindas ganzes Leben und Schaffen gewidmet. Als Ernst Lothar Hoffmann 1898 in Deutschland geboren, ließ er sich 1928 auf dem indischen Subkontinent nieder und fand zu einer Weltsicht, die auf Inspirationen aus den Kulturen Europas, Indiens, Chinas und Tibets gegründet ist.

Veränderungen erlebte das Ārya Maitreya Maṇḍala schon zu Lebzeiten seines Gründers. War der Orden in den beiden ersten Jahrzehnten seines Bestehens von indischen Buddhismus-Forschern wie Benimadhab Barua und Benoytosh Bhattacharyya getragen, wurde er seit den 1950er Jahren weltweit für viele an buddhistischer Meditationspraxis interessierte Menschen in aller Welt bedeutend. Es entstanden über Indien hinaus Zweige des Ordens, etwa in Europa und Vietnam.

Wie die Religionswissenschaftler Michael von Brück und Whalen Lai in ihrem Buch Buddhismus und Christentum. Geschichte, Konfrontation, Dialog (1997) schreiben, „verkündete und lebte“ Govinda in seinem Orden „einen Buddhismus, der die Schulunterschiede (ja das gesamte Mahāyāna als Lehrsystem) transzendierte und an den Problemen der modernen Welt orientiert war.“ (S. 208)

Govinda gelangte schließlich an einen Punkt, an dem er alle Vorstellungen von Orthodoxie hinter sich ließ. In dem zitierten Buch heißt es, er habe sich in seinen letzten Jahren, „angeregt auch durch Teilhard de Chardin und Jean Gebser, einem alle Religionen transzendierenden Weisheitsideal genähert und war selbst die Verkörperung eines meditativ-aktiven Lebens im post-modernen Zeitalter. Er war am Dialog mit christlichen Partnern ebenso interessiert wie an einer geistig-moralischen Erneuerung in der technokratischen Welt.“ (von Brück und Lai, S. 209)

Weltweiter Leiter des Ārya Maitreya Maṇḍala ist ein Maṇḍalācārya genanntes Oberhaupt. Dieses Amt übte der Gründer Anagarika Govinda aus, bis er es 1982 an seinen Hauptschüler weitergab, den Mediziner Karl-Heinz Gottmann (1919–2007). Dieser übertrug es 1999 an den Arzt und Psychotherapeuten Armin Gottmann, der 2015 den Philosophen Volker Zotz zu seinem Nachfolger ernannte.

Volker Zotz, der als Maṇḍalācārya und Vorsitzender des Stiftungsrates der Lama und Li Gotami Govinda Stiftung das geistige und materielle Erbe Anagarika Govindas verwaltet, hat die zentralen Anliegen von dessen Gründung in der Schrift Leitmotive des Ārya Maitreya Maṇḍala zusammengefasst. Darin heißt es:

„Seit seiner Gründung wirbt der Orden nicht um Mitglieder. Es ging Anagarika Govinda nie um die Quantität der Zugehörigen, sondern um die Qualität des Bewirkten. Entsprechend wünschte er, dass sein Orden die Devise beherzigt: ‚Mehr sein als scheinen.‘ Nur wenige Mitglieder, die jedoch vom Geist und den Leitmotiven des Ordens inspiriert sind, erreichen mehr als Tausende, denen es an der Konsequenz für den Weg des Siddha mangelt. Darum sucht der Orden auch nicht die breite öffentliche Beachtung und wirkt oft im Stillen.“

Die Schrift Leitmotive des Ārya Maitreya Maṇḍala steht als  Download zur Verfügung.