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Da ist doch diese große Lücke

Matthias Dhammavaro Jordan

Da ist doch diese große Lücke,
in der du eigentlich immer bist,
doch weil du dich in der Zeit aufhältst,
weißt du nicht, wie es dort ist.

Vergangenheit und Zukunft,
sind recht und links von dir,
und da bist du meistens,
hast für die Lücke kein Gespür.

Nur manchmal, wenn Gedanken schweigen,
und niemand etwas von dir will,
kannst du in diese Lücke steigen,
und plötzlich ist’s ganz still.

Da gibt’s kein früher oder später,
nicht mal ein ‚ich‘ und auch kein ‚du‘.
Es gibt kein Opfer und kein Täter,
hier hast du endlich deine Ruh‘.

Doch der Verstand, der mag das nicht,
es gibt hier nichts zu tun,
hast in der Lücke kein Gesicht,
der Verstand fragt: Und was nun?

Er möchte in die Zeit entschwinden,
dort kennt er sich verdammt gut aus.
Er möchte keine Ruhe finden,
und möchte da schnell wieder raus.

Gestalten, denken, Pläne schmieden.
Sorgen, hoffen und der Rest,
möchte mit der Zeit rumspielen,
und hält an allem gerne fest.

Der Schmerz kommt meistens aus dem ‚Gestern‘.
Er ist dir, ach, so wohlbekannt.
Es gibt auch immer was zu lästern,
hast dich darin schon oft verrannt.

Und das, was du als ‚ich‘ benennst,
besteht nur aus Vergangenheit.
Und sobald du das erkennst,
ergreifst du die Gelegenheit:

Anzuhalten, gar nichts machen.
Nur was zu tun ist, wird getan.
Plötzlich hörst du lautes Lachen,
entledigst dich von Angst und Scham.

Als du die Lücke neu betrachtest,
erkennst du, hey, sie ist ja weit.
Sie ist nicht das, was du erst dachtest.
Sie ist der Raum ohne die Zeit.

Über den Autor Matthias Dhammavaro Jordan siehe die Besprechung seines Buchs Als ich verlor, was ich niemals war von Benedikt Maria Trappen.